Wednesday, June 6, 2007

Philippe Djian: Sirenen

Djian ist sehr nahe an meinem Leben. Es ist keine aufregende Geschichte, eher das Herauswachsen aus den Illusionen in Arbeit, Partnerschaft und Gesellschaft - dem Leben als Gesamtkunstwerk. Ich finde einerseits unglaublich viel Trost in diesen Schilderungen: das Verstricktsein in die Zumutungen unserer Gesellschaft, die Orientierungslosigkeiten in unseren Beziehungen - es geht uns allen ähnlich. Andererseits packt mich die blanke Wut angesichts der zum Teil selbstgewählten zum Teil anempfohlenen Mittelmäßigkeit des Lebens. Denn das ist die andere Dimension in Sirenen: Nathan hat einen ganz stinknormalen, das Establishment stützenden Job und wird konfrontiert mit den Leuten, die sich entschlossen haben, sich zu wehren. Einige dieser Leute haben sich entschlossen, andere sind durch ihre Lebenspartner oder andere Unmstände so reingerutscht. Wenn man es durchdenkt, dann gibt es keine Rechtfertigung, sich nicht zu wehren. Keine edlen Entschuldigungen, nur Bequemlichkeit, Angst, Tradition. Einer der Figuren, die sich entschieden hat, sagt: "Wir sind nicht da, um den Interessen einer Minderheit zu dienen, die uns bis aufs Blut aussaugt. Tut mir leid, mein Lieber, aber da mache ich nicht mit. So eine Welt möchte ich meinen Kindern nicht hinterlassen." Warum wehre ich mich nicht? Warum mache ich da mit? »Ich glaube, dass ich in meinem Leben nur Leute kennengelernt habe, die nicht das erreicht haben, was sie wollen, und die sich aufgerieben haben oder dabei sind, es zu tun. Das trifft doch auf die Mehrzahl zu, oder nicht?« Fragt Marie-Jo.

No comments:

Post a Comment