Thursday, February 1, 2007

Richard Dawkins: The God Delusion

Dawkins zieht neuerdings mit dem flammenden Schwert seines wissenschaftlichen Atheismus' (The God Delusion) durch die Welt. Mich beeindruckt seine Radikalität und seine gedankliche Schärfe. In einem theoretischen Sinne - so seine These - können wir alle nur Agnostiker sein, praktisch jedoch Atheisten. Er lässt jeden Glauben an ein höheres Wesen in der Tat sehr lächerlich aussehen. Dazu hat er zwei ganz einfache logische Ansätze (Philosophie geht letztlich immer aufs einfache): 1. Man wird nie die Nichtexistenz Gottes beweisen können (Theorie = agnostisch) und 2. der Umkehrschluss, die Existenz eines mysteriösen Wesens anzunehmen, wäre jedoch töricht (Praxis = atheistisch). Bertrand Russell hat das so ausgedrückt: Wir können nicht sicher sein, dass nicht irgendwo eine Teekanne um die Sonne kreist, es ist jedoch lächerlich, deswegen daran zu glauben. Hinter all dem steht das, was die Philosophen Ockham's Razor nennen: die eleganteste und verlässlichste Erklärung ist die, die am wenigsten Annahmen benötigt. Wenn man also so ein komplexes Wesen wie den Menschen für mysteriös hält und sich nicht erklären kann, wie es entstanden ist, dann hilft es nichts, ein noch mysteriöseres Wesen wie Gott anzunehmen. Das verschlimmert die Konfusion eher noch, denn wie sollte man diese Annahme nun wieder erklären? In der Tat ist Charles Darwins Erklärung der Existenz des Menschen im Vergleich zur religiösen berückend einfach.

Dawkins hat einerseits eine Passion für die Wahrheit, wie er selber sagt (er ist also auch Fundamentalist) und hat zum anderen einen moralischen Anspruch, der ihn angewiedert von den offensichtlichen Praktiken der Religionen im Umgang mit Andersdenkenden abwenden lässt. So groß seine Passion, sei, würde er dafür jedoch nicht töten und eben das sei der Unterschied zwischen vernünftigen Menschen und religiösen Menschen. Er ist da sehr deutlich: so sehr die Absichten einzelner religiöser Menschen gut seien, so deutlich sei den Religionen Intoleranz und Gewalt eingeschrieben. Tatsächlich zeigen die Interviews, die Dawkins für seine Promition-Filme The God Delusion mit der BBC gemacht hat, wie wenig bereit die meisten seiner religiösen Gesprächspartner sind, sich auf Argumente einzulassen. Am schönsten in diesem Zusammenhang ist das Interview mit Ted Haggard, dem Gründer und ehemaligen evangelikalischen Pastor der New Life Church.


Dawkins gegen Ted Haggard (englisch, 9 Min. 53 Sek.)

So unsympathisch Haggard ist und so augenscheinlich seine Idiotie ("You could be great like me!"), so verständlich ist es aber auch, dass ihm irgendwann im Verlaufe des Gespräches der Kragen platzt. Erstaunlicherweise bewahrt er die Fassung, als Dawkins seinen Gottesdienst mit den Nürenberger Parteitagen und Haggard selbst mit Göbbels vergleicht. Haggard rastet erst aus, als Dawkins aufzeigt, wie wenig Haggard von der Evolutionstheorie versteht. Haggard glaubt offenbar, Evolutionstheorie meine, dass komplexe Organe wie das Auge durch Zufall enstanden seien oder sich irgendwie selbst geformt hätten. Natürlich stürzt sich Dawkins wie win Raubtier auf solche naive Ignoranz. Dawkins hasst die antiaufklärerischen Tendenzen, die sich gerade weltweit bemerkbar machen und er macht daraus keinen Hehl. Ich finde das bewundernswert, gerade wenn der Zeitgeist es für richtig befindet dass die Religionen wieder an Wichtigkeit gewinnen und uns moralischen Halt geben würden. Natürlich bedürfen wir schon lange nicht mehr einer Religion, um moralisch zu handeln. Wenn ich nur deswegen niemanden umbringe, weil meine Religion mir das verbietet, dann bin ich in der Tat viel weniger ein moralisches Wesen, als wenn ich reflektiere und aus Vernunft die Entscheidung treffe nicht zu töten. Und offenbar ist es ja nicht einmal so, dass Menschen aus religiösen Motiven vom Töten ablassen, das Gegenteil scheint geradzu der Fall zu sein. Klar ist das ein medial vermitteltes Zerrbild, das man nicht verallgemeinern kann, trotzdem ist die Feststellung zulässig, dass momentan und in der Geschichte die Religionen global eher Konflike und Kriege provozieren, als dass sie zum Gemeinwohl und Weltfrieden beitragen. Und auch das Argument der lokalen Community, dem Zusammengehörigeitsgefühl, erschließt sich in der Moderne nicht mehr. Warum sollte ich mich mit anderen nur dann zusammenschließen, wenn wir uns auf eine mehr oder weniger wirre Vorstellung von einem mysteriösen Schöpfer der Welt einigen können. Man kann sich auch auf ökologischen Landbau einigen oder darauf, dass Arbeitgebenrpräsidenten erschossen gehören oder darauf, dass man heute wieder gegenständlich malen sollte und Dodekaphonie schön finden kann. Wirre Ansichten, die Gründe liefern, um in Kommunen zusammenzuleben, gibt es ja zum Glück genug.

No comments:

Post a Comment