Tuesday, December 21, 2010

Jonathan Franzen: Freedom

Geniales Buch mit ärgerlichem Aufkleber
Mein Buch des Jahres 2010! Nach den Corrections ein neuer Genie-Streich Franzens! Einmal zur Hand genommen, konnte ich das Buch nicht wieder weglegen. Dieses Buch ist komplex wie das Leben, äußerst modern in seinen Themen und dabei ganz klassisch und mit viel Spannung erzählt.

Es geht um das Zusammenleben der Generationen, ihre Missverständnisse, die brutale Undankbarkeit von Kindern ihren Eltern gegenüber und die Unfähigkeit der Eltern erwachsen zu sein, eine Rolle zu finden. Die Flucht vor Beziehungen auf der einen und der Freiheitsentzug durch die gesellschaftlich forcierten Beziehungen auf anderen Seite sind die Pole, zwischen denen alle haltlos hin und her driften. Hinzu kommt der Hunger nach Verwirklichung der eigenen Ideale und die Verwirrung über die Werthaltigkeit dieser Ideale. Natürlich geht es auch um Sex und Macht und Anerkennung.

Wenn von Freiheit geredet wird, verstrickt man sich in Klischee und Widerspruch. Natürlich sind die gesellschaftlichen Zusammenhänge, in die man sich als soziales Wesen begeben muss, von Unfreiheit geprägt. Die Politik, die Pop-Kultur und die Ökonomie des Kapitalismus verlangen Flexibilität und nennen es Freiheit. Ich will gar nicht weitermachen und hier irgend welche Bruchstücke einer Philosophie der Freiheit präsentieren. Franzen arbeitet an diesem Thema ziemlich subtil und doch politisch. Franzen sagt zum Begriff Freiheit:

"Es ist möglich, dass du freier bist, wenn du akzeptierst, was du bist und einfach als die Person weitermachst, die du eben bist, anstatt diese ungebundene Idee von 'Ich kann sein, was immer ich will', diese 'falsche Freiheit' aufrecht erhältst."

Ich bin immer fasziniert, wenn jemand das Sowohl-als-auch unserer Welt akzeptiert und wenigstens die Courage hat, einzelne Fäden dieses verwirrenden Geflechts genauer anzusehen, ohne darüber verrückt zu werden, dass die Sache in ihrer Gänze nicht verstanden werden kann.

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